Aus erster Hand
Dez. 2015Internationales
Editorial Tania Dussey-Cavassini. Faktoren, die den Gesundheitszustand einer Bevölkerungsgruppe beeinflussen, sind oft nicht auf ihren unmittelbaren Siedlungsraum beschränkt. Bei ihrer Ausbreitung benötigen Viren keine Reisepässe und überwinden jeden Grenzzaun.
Daher standen im Lauf der vergangenen Jahrhunderte Fragen des Gesundheitsschutzes für die Staaten im Vordergrund. Zu den bekanntesten Beispielen von früheren Pandemien gehören etwa die Beulenpest, die im Mittelalter innerhalb von fünf Jahren die Hälfte von Europas Bevölkerung dahinraffte, oder die Spanische Grippe im Jahr 1918. Zu den ersten gesundheitspolizeilichen Gegenmassnahmen gehörten strikte Quarantänevorschriften, denen die betroffenen Bevölkerungskreise unterstellt wurden.
Obschon heutzutage nichtübertragbare Krankheiten die weltweit häufigste Todesursache darstellen, steht ausser Zweifel, dass öffentliche und globale Gesundheit nach wie vor zwei Seiten derselben Medaille sind – sie können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden. Ein Land kann die vielfältigen Herausforderungen der öffentlichen Gesundheit nur mittels einer engen Zusammenarbeit mit seinen Partnern meistern, sei es bilateral im Dialog zwischen Regierungen oder durch abgestimmte Massnahmen im Rahmen von multilateralen Gremien. Hinzu kommt, dass die Schweiz auf ausländische Fachkräfte angewiesen ist, um die hohe Leistungsfähigkeit ihres Gesundheitssystems wahren zu können. Zur Veranschaulichung: Die Hälfte der heute in der Schweiz tätigen Ärzte wurde im Ausland ausgebildet.
Nicht zuletzt muss sich jedes Gesundheitssystem kontinuierlich verbessern, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen effizienter zu nutzen und um den wachsenden Bedürfnissen einer alternden Bevölkerung gerecht zu werden. Im Allgemeinen haben gute Ideen ihren Ursprung häufiger ausserhalb einer bestimmten Organisation als in ihrem Inneren. Deshalb ist es an uns, offen zu sein für neue Anregungen und Erkenntnisse, die anderswo gewonnen wurden, und diese als Inspirationsquelle zu nutzen. Umgekehrt müssen wir auch bestrebt sein, unsere eigenen wertvollen Erfahrungen mit unseren internationalen Partnern zu teilen.
Tania Dussey-Cavassini
Vizedirektorin, Botschafterin und Leiterin Abteilung Internationales